Die Corona-Pandemie hat uns einen neuen Begriff gelehrt: systemrelevant! Wir spüren nun unmittelbar, dass die Funktionsfähigkeit von Institutionen, Kommunen oder eines ganzen Landes gerade in Krisen von der verlässlichen Arbeit vieler fleißiger Hände und kluger Köpfe abhängt. Der ÖPNV, die Polizei und Verwaltungen müssen ihren Betrieb am Laufen halten. Arztpraxen, Apotheken und Krankenhäuser sind für die Gesundheit, Kaufhäuser für die Lebensmittelversorgung unabdingbar. Dies sind nur wenige Beispiele ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Bei „systemrelevant“ denkt man vermutlich nicht sogleich an die Müllabfuhr. Doch was wäre, wenn sie nicht funktionierte? Wir würden in Tonnen von Müll versinken mit der Folge einer erheblichen Gesundheitsgefahr durch sich rasant vermehrende, gefährliche  Bakterien und Viren und deren Wirte wie z. B. Ratten.

Von der Abfallwirtschaft und Stadtreinigung Freiburg (ASF) konnten wir erfahren, dass die Freiburger Haushalte im vergangenen Corona-Jahr über 21.000.000 (21 Millionen) kg Restmüll produziert haben. Das sind aufs Rieselfeld heruntergerechnet etwa 930.000 kg aus der grauen Tonne - oder 2,55 t Tag für Tag! Das sprengt unser Vorstellungsvermögen. Diese Menge liegt aber immer noch um etwa 5% unter dem Landesdurchschnitt. Restmüll geht in die Thermische Restabfallbehandlungs- und Energieverwertungsanlage (TREA) im Gewerbepark Breisgau.

Aus dem Rieselfeld kamen 180.000 kg Sperrmüll, der zusammen mit dem Restmüllzum nichtrecycelbaren Abfall gehört.

Und wie sieht es beim recycelbaren Abfall aus? 710.000 kg Biomüll werden jährlich im Rieselfeld in der braunen Tonne gesammelt und von der ASF in der Vergärungsanlage Reterra Freiburg GmbH im Industriegebiet Freiburg-Nord verwertet. Das sind ca. 40% mehr als im Landesdurchschnitt. Vielleicht essen die Menschen in unserer „Green City“ mehr Vegetabilien als im Rest des Landes? Unter Corona hat „unser“ Bio-Müllberg im letzten Jahr jedenfalls leicht um ca. 5% zugenommen, möglicherweise dadurch, dass in der Pandemie mehr zuhause gekocht und gegessen wird.

Papier, Pappe und Kartons gehören in die grüne Tonne. Der Trend, jährlich um ca.5 % „schlanker“ zu werden, hält im Gegensatz zur deutschlandweiten Tendenz in Freiburg seit 3 Jahren stetig an, dennoch kamen 2020 im Rieselfeld immer noch etwa 730.000 kg  zusammen, fast so viel wie durchschnittlich in Baden-Württemberg (BaWü).

Dagegen ist der Gelbe Sack mit Plastikmüll zum Recycling ein Leichtgewicht mit 250.000 kg. Durch den Lockdown und die Intensivierung des Home Office in der aktuellen Pandemie ist zu vermuten, dass sich mehr Menschen zuhause ernähren und sich dadurch die Menge an Plastikmüll durch den vermehrten Verzehr von Convenience-Produkten oder Essen to go erhöht. Das lässt sich allerdings in Freiburg nicht sicher nachweisen, vielleicht weil die Verpackungen oft verschmutzt sind und dann korrekterweise im Hausmüll landen.

Die Recyclingquote (ohne Glas) liegt mit 60% in Freiburg erfreulicherweise über dem Landesdurchschnitt (53%).

Was ist die Botschaft? An Mülltrennung haben wir uns gewöhnt, aber wir produzieren noch zu viel Müll! Nur Abfallvermeidung ist nachhaltig und zukunftsfähig. Dem sollten wir uns verpflichtet fühlen. Die gesetzlichen Vorgaben sind leider nur halbherzig.  

   Müllaufkommen in Freiburg: (Quelle: ASF Freiburg)

Pro Einwohner in kg    201820192020Vergleich BaWü 2019
Restmüll909193118
Sperrmüll18171821
Bio686871  51
LVP (Gelbe Säcke)24242531
PPK (Papier, Pappe, Karton)82777374
Gesamt pro Einwohner283kg277kg280kg295kg

 

So sollte die Müllentsorgung über die Wertstoffinsel nicht aussehen!